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Die Sache mit der Bestsellerliste

Karin König

Wie landet ein Buch darauf? Wie wichtig sind Vorbestellungen? Und ist das alles überhaupt so wichtig?


Blick in eine Buchhandlung


Sie gelten allgemein als Stimmungsbarometer und Erfolgsmesser im Buchhandel und werden gerne genutzt, um die nächste Lektüre auszuwählen: Bestsellerlisten. Davon gibt es einige, sowohl Amazon als auch Bild machen ihre eigenen Versionen, die bekannteste ist aber vermutlich die Spiegel-Bestsellerliste. Sie alle geben einen Überblick darüber, welche Bücher sich in einem gewissen Zeitraum am besten verkauft haben.


Die Spiegel-Bestsellerliste erscheint seit 1961 und wird inzwischen von der Redaktion des Fachmagazins BuchMarkt erhoben. Die Daten erhebt der Marktforschungs-Dienstleister Media Control elektronisch aus den Warenwirtschaftssystemen, also Kassen und Bestellprogrammen, von über 9000 Verkaufsstätten. Dazu gehören neben normalen Buchhandlungen und Buchketten wie Thalia und Hugendubel auch Sortiments- und Bahnhofsbuchhandlungen, eCommerce-Plattformen, Kaufhäuser und Elektro- und Drogeriemärkte. Amazon kann für seine Liste wiederum einfach auf die Verkaufszahlen der eigenen Plattform zurückgreifen, ebenso wie viele Online-Buchhandlungen, die eigene Listen führe (z.B. Thalia)


Wie schafft ein Buch es auf die Liste?

Grundsätzlich muss ein Buch in einem konkreten Zeitraum häufiger gekauft worden sein als andere Bücher im gleichen Zeitraum. Dann landet es auf der Bestsellerliste. Hier sind der Zeitraum und die Kategorie entscheidend. Amazon bietet in deutlich mehr Kategorien Bestsellerlisten an als z.B. der Spiegel. Außerdem werden die Daten hier nicht einmal die Woche, sondern jede Stunde aktualisiert.


Um Amazon-Bestseller zu werden - und wenn auch nur für eine Stunde - müssen also deutlich weniger Bücher verkauft werden als für eine Platzierung beim Spiegel. Außerdem kann die Kategorie entscheidend sein. Wird hier eher weniger veröffentlicht, ist die Konkurrenz kleiner. Grundsätzlich gilt - egal für welche Liste - dass Sachbücher es etwas einfacher haben. Da sie in den meisten Fällen ohnehin weniger häufig verkauft werden als Belletristik, reichen hier vergleichsweise geringere Verkaufszahlen für einen Bestseller.


Darüber hinaus kann auch der Veröffentlichungszeitpunkt entscheidend sein. Im Januar werden insgesamt deutlich weniger Bücher gekauft als im Dezember im Weihnachtsgeschäft. Hier müssen also auch vergleichsweise weniger Bücher für einen Bestseller über den Verkaufstresen wandern.


Wie relevant sind Vorbestellungen?

Besonders für eine Platzierung auf Listen, die stündlich oder täglich aktualisiert werden, können Vorbestellungen entscheidend sein. Damit gehen nämlich am Tag der Veröffentlichung die Verkaufszahlen rapide in die Höhe. Das kann dafür sorgen, dass ein Titel weit oben auf einer Bestsellerliste landet.


Grundsätzlich zählen aber alle Verkäufe für eine Platzierung. Ein Buch, dass am Tag der Veröffentlichung 1000 Mal verkauft wird, hat also genauso gute Chancen auf einen Bestseller-Sticker wie ein Buch, dass 1000 Mal vorbestellt wurde (zumindest, wenn dann nicht noch spontane Käufe dazukommen).


Ist das jetzt alles wirklich so wichtig?

Es lässt sich nicht leugnen: wer einmal ein Bestseller war, erhält allein dadurch in den kommenden Tagen und Wochen mehr Aufmerksamkeit. Der Titel wird in den Listen geführt, in Buchhandlungen prominent platziert, häufiger in den Medien besprochen und allein dadurch vermutlich auch weiterhin gut verkauft. Allerdings sagt das Bestseller-Logo allein nicht viel über die Qualität eines Textes aus. Wie oft ein Buch gekauft wird, hängt schließlich auch von Marketingstrategien der Verlage oder dem eigenem Marketing-Einsatz der Autor:innen ab.


Heißt umgekehrt: Nur, weil ein Buch nicht auf der Bestsellerliste landet, muss es nicht schlecht sein. Ganz im Gegenteil: Viel wichtiger, als in einer Woche besonders gute Zahlen zu machen, ist meiner Meinung nach der langfristige Erfolg eines Buches. Für sogenannte Longseller, also Bücher, die über einen längeren Zeitraum gut verkauft werden, gibt es zwar keine prominenten Listen und hübsche Aufkleber. Aber dafür hoffentlich jede Menge glückliche Leser:innen.


Was sind eure Erfahrungen mit Bestsellerlisten? Lasst ihr euch davon für euren nächsten Buchkauf inspirieren?



Quellen:



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