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Mythen über das Autor:innenleben

Karin König

Während ich am Schreibtisch sitze und diese Sätze tippe, ist es der 14. März 2023. Morgen erscheint offiziell das Taschenbuch meines Debütromans - eine Tatsache, die ich immer noch kaum glauben kann. Dieses Ereignis möchte ich zum Anlass nehmen, darauf zurückzublicken, was ich früher mal über das Autorin-Sein dachte und wie viele meiner Annahmen sich als wahr herausgestellt haben (Spoiler: Nicht viele). Vielleicht findet ihr euch ja in einigen davon auch wieder.


1.Autor:innen schreiben hauptberuflich und leben von der Schriftstellerei

Klar, solche Autor:innen gibt es. Aber für die meisten von uns ist das finanziell nicht möglich. Gerade am Anfang einer Autor:innenkarriere sind weder die Vorschüsse noch die Einnahmen hoch genug, um den Lebensunterhalt zu bezahlen. Im Austausch mit anderen Autor:innen online habe ich schnell gelernt, dass es nicht nur mir so geht und die meisten von uns neben ihrem eigentlichen "Brotjob" ihre Bücher schreiben. Und zumindest in diesem Moment ist das für mich völlig in Ordnung. Es gibt mir Sicherheit, einen Job zu haben, der mir dabei hilft, regelmäßig die Miete zu zahlen und raus in die Welt zu kommen, um Inspiration zu sammeln. In der Zeit, die mir bleibt, kann ich kreativ sein, ohne mir den Stress machen zu müssen, unbedingt Geld damit zu verdienen.


2.Wenn du ein Buch schreibst, hast du es geschafft

Kommt drauf an, was man schaffen will. Wenn es das Ziel war, einen Roman zu beenden und zu veröffentlichen, dann stimmt diese Annahme. Das wäre auch völlig okay und ist an sich schon eine beeindruckende Leistung. Aber die wenigsten Autor:innen werden mit einem Buch bekannt und erfolgreich. Wenn man sich als Autor:in etablieren will, muss man dranbleiben. Wie heißt es so schön: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel


3. Erst, wenn ich etwas veröffentlicht habe, darf ich mich Autorin nennen

Völliger Quatsch. Wer schreibt, ist Autor:in. Wie viel und wie regelmäßig geschrieben wird, ob jemand veröffentlicht oder nicht, all das spielt keine Rolle. Alle Schreibenden dürfen sich so nennen. Fight me.


4. Self-Publishing ist eine Notlösung

Eine überaus unwissende und arrogante Haltung, von der ich zum Glück mittlerweile durch viele wunderbare Autorenkolleg:innen befreit wurde. Es gibt viele Gründe, warum ein Buch keinen Verlag findet, die überhaupt nichts mit der Qualität einer Geschichte zu tun haben (z.B Marktpräferenzen, enge Budgetpläne, nischiges Thema). Gleichzeitig gibt es zahlreiche Gründe, warum Autor:innen sich dagegen entscheiden, mit einem Verlag zusammenzuarbeiten (z.B.mehr Unabhängigkeit, größere Gewinnmarge, mehr Flexibilität, siehe meinen Beitrag zum Self-Publishing). Dazu ist die Veröffentlichung in einem Verlag nicht immer ein Garant für Qualität. Wer also immer noch denkt, Self-Publishing-Romane würden ihren Verlagskollegen hinterherhinken, sollte dringend mehr Self-Pub lesen.


Ein Buch zu veröffentlichen, wird mich glücklich machen

Ziele sind tricky. Natürlich macht es einen kurzfristig glücklich, sie zu erreichen und ich freue mich unglaublich, wann immer mir bewusst wird, dass das mit dem Buch tatsächlich geklappt hat. Aber wenn man nicht mit sich selbst glücklich war, während man an dem Ziel gearbeitet hat, wird man es auch nicht sein, wenn man es erreicht hat. Ein Buch macht genauso wenig langfristig glücklich wie ein schnelles Auto oder eine gute Note in der Klausur, zumindest in meiner Erfahrung. Was dagegen langfristig glücklich macht: Mehr Achtsamkeit, mehr Feiern von kleinen Erfolgen, mehr schöne Momente mit Freunden, mehr vor Schreibflow die Zeit vergessen und mehr guter Kaffee.


Habt ihr noch andere Mythen über das Autor:innen-Dasein im Kopf?

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